Wir sprachen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hartmut Gieske über diesen Schritt.
Hartmut Gieske, wie schwer ist Ihnen der Schritt gefallen, sich von Andreas Zimmermann zu trennen? Sehr schwer. Mir tut das menschlich sehr leid. Ich schätze den Trainer unheimlich. Menschlich und auch sportlich habe ich viel von ihm gehalten. Aber wir müssen das Wohl des Vereins im Kopf haben. Daher haben wir nach dem Fehlstart mit vier Niederlagen aus vier Spielen zwei Nächte über die Situation geschlafen. Am Ende sind Aufsichtsrat und Vorstand unter Würdigung aller Umstände zu der Entscheidung gekommen, dass wir was verändern müssen.
Kann es sein, dass die sportliche Führung vielleicht auch andere sportliche Voraussetzungen erwartet hat, nachdem eine Etaterhöhung in Aussicht gestellt wurde, diese aber nach dem Aus im Pokal in Wuppertal nicht umgesetzt wurde? Pokaleinnahmen wurden nie im Etat verplant. Wir haben in Aussicht gestellt, dass die Hälfte der Einnahmen, die wir im Pokalfinale erzielt hätten, in die Mannschaft fließen könnte. Aber der Kader wurde mit dem Trainer und dem Sportlichen Leiter abgesprochen. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass ein Trainer noch weitere Wünsche hat. Aber einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen. Unsere Aufgabe im Aufsichtsrat ist es dann auch zu sagen, dass so etwas finanziell nicht geht. Zudem behaupte ich, dass wir einen Kader besitzen, der auf dem Papier zu den fünf oder sechs besten Mannschaft der Liga gehört. Und dazu passen die bisherigen Leistungen nicht.
Wird denn personell eventuell noch was passieren bis zum 31. August? Wir denken derzeit nicht über neue Spieler nach. Ich habe keine Ahnung, wie wir das bezahlen sollten.
Mike Terranova wird die Mannschaft interimsweise führen. Ist das auch langfristig eine Lösung? Ja, durchaus möglich. Das ist ein positiver Aspekt. Wir haben uns bewusst für diesen Trainerstab entschieden. Da sind Leute dabei, denen wir langfristig zutrauen, die erste Mannschaft zu trainieren. Auch wenn wir nicht gedacht haben, dass es so schnell eine Änderung geben wird. Mike Terranova soll nun die Chance bekommen, für ihn ist das ein weiterer Karrieresprung. Wir hoffen, dass er das Ruder rumreißen kann. Wir wollen ihn aber auch nicht verbrennen, denn er ist sehr wichtig für den Verein.
Mike Tullberg gehört auch zu den Personen, denen Sie so einen Sprung zutrauen würden, oder? Ja, es ist toll, was er bei der U19 leistet. Und das nicht nur wegen des 3:3-Unentschiedens zum U19-Auftakt gegen Schalke 04. Es ist ein gutes Gefühl, solche Leute im Verein zu haben.
Wird Terranova auch weiter die U23 trainieren? Auf keinen Fall. Er soll sich ganz auf die erste Mannschaft konzentrieren. Wir haben für die U23 Lösungen im Kopf.
Wie groß ist die Hoffnung, dass in Kürze die Trendwende eingeleitet wird? Erst einmal haben wir Mittwoch ein wichtiges Pokalspiel beim 1. FC Mönchengladbach. Wenn dort der Knoten platzt und auch die Stürmer mal treffen, dann bin ich guter Dinge für die Partie am Wochenende gegen Schalke II. Wir nehmen die schwierige Situation nun an und werden der Verantwortung nicht aus dem Weg gehen. Für einen erfolgreichen Neuanfang brauchen wir jetzt alle – auch Sponsoren und Fans! Wenn die RWO-Familie Flagge zeigt, werden Samstag mindestens 3.000 Zuschauer im Stadion Niederrhein sein.